Persönliche Eindrücke und Erfahrungen

Bereits die Anreise vermittelte uns einen Eindruck von der typisch afrikanischen Mentalität, die uns die folgenden drei Wochen in Togo begleitete.

In Afrika bekommt, unseren Erfahrungen nach, Zeit eine völlig neue Dimension, in der kein Platz ist für westeuropäische Hektik und Zeitnot. Diese Umstellung ist natürlich in acht Stunden Flug nicht machbar, und so sahen wir uns nach unserer Ankunft in Lomé und der herzlichen Begrüßung durch die Medizinstudenten mit einer völlig neuen, schrecklichen und gleichzeitig wunderschönen, anfangs unerträglich heißen Welt konfrontiert.

Um die afrikanischen Strukturen, Wertvorstellungen und Hoffnungen wirklich verstehen zu können, braucht es wahrscheinlich ein ganzes Leben – rückblickend sind wir alle sehr dankbar für die Eindrücke, Bilder, Erfahrungen, die wir in der kurzen Zeit geteilten Lebens mit den togolesischen Kommilitonen sammeln konnten.

Ist man an hochtechnisierte, sterile deutsche Krankenhäuser gewöhnt, wird man das, was man im C.H.U. von Lomé antrifft, nicht für möglich halten. Es mangelt an existentiellen Materialien und Medikamenten, an Nadeln, funktionstüchtigem Operationsbesteck, Verbandsmaterial und Handschuhen, die in einem Land mit horrender AIDS-Rate, Patient und Arzt gleichermaßen schützen müssten. Meist wird versucht, aus den minimalen Möglichkeiten das Beste zu machen, aber doch lässt sich eine wohl begründete Frustration auf Seiten der Mediziner dort nicht abstreiten. Was sie in ihrem Studium gelernt haben, können sie allzu oft nicht anwenden; in Togo herrscht seit Jahren ein „Ausnahmezustand“, außer dem Militär kann kaum eine Berufsgruppe mit einem gesicherten Einkommen rechnen.

Wegen politischer Unruhen und ständigen Streiks ist an ein Studium, wie wir es als deutsche Medizinstudenten gewöhnt sind, nicht zu denken. In Anbetracht dieser Situation ist uns unsere eigene Privilegiertheit erstmals deutlich vor Augen geführt worden. Auch die Kulturunterschiede, zu denen wohl insbesondere eine noch völlig andere Frauenrolle gehört, hätten sich die meisten von uns anders vorgestellt.

Nach diesem Austausch, der erste aber auch tiefergehende Eindrücke geboten hat, will ein Großteil von uns, auch im medizinischen Kontext, bald wieder nach Westafrika zurückkehren.

ZWISCHEN MEDIKAMENTENMANGEL UND LEBENSFREUDE

   

Im Juli 2017 haben wir 40 HQ Container von Deutschland nach Togo verschiffen, drin waren Vielen gesammelten Spenden und zwar die Pflegewagen von SCAN MODUL Orgasystem GmbH, die Krankenbetten, Nachschräken,   Ultraschall – Geräte von Uni-klinikum Gießen, Schulranzen von Gain-global in Gießen, Verbandszeug von Firma Paul-Hartmann, Firma Ferrero, Medizinische Materialien von Bundeswehr Ministerium,   etc. 

 

 

BERICHT DER SOMMERREISE 2017 VON PAULINE GÄRTNER aus Universität Göttingen

Als jetzige Humanmedizin Studentin  möchte ich von meinen Aufenthalt berichten.

Ich erhielt eine E-Mail von Uni., die mich auf das „ Projekt Westafrika e.V.“ aufmerksam machte, zwei Monate später saß ich mit acht weitere Medizinstudenten und dem Vereinvorsitzenden Herr Akoete Sodogas im Flugzeug nach Lomé. In der Hauptstadt Togos arbeiten wir in unseren Semesterferien im dortigen Universitätskranken.

Vor uns lagen acht Wochen voller neuer Eindrucke und unvergesslicher Erlebnisse. Das Westafrikanische Togo liegt zwischen Burkina Faso, Ghana, und Benin am Golf von Guinea. Wir wohnten in der Drei-Millionenhauptstadt Lomé, die direkt am Meer liegt.

 Zunächst einmal müssten wir die Temperaturen gewöhnen, denn bei knapp 40 Grad Celsius und höher Luftfeuchtigkeit schwitz  man schon von Nichtstun. An ein erfrischendes Bad im Meer war aufgrund der starken Unterströmung leider nicht zu denken, aber die traumhaften Strände waren trotzdem immer einen Ausflug wert.

Eine weitere Umstellung war das togolesische Krankensystem. Meine Erfahrungen sammelte ich im Universitätsklinikum in Lomé, welches immer gut ausgelastet war, obwohl die Patienten in der Regel alle Kosten selbst tragen müssten. Eine Krankenversicherung wie hier in Deutschland, gibt es nicht. Auch im Notfall muss die Behandlung  im Voraus bezahlt werden. Erst dann widmet sich der Arzt  seiner Arbeit. Im Zweifel bedeutet dies also leine Bezahlung –  keine Behandlung. Deshalb ist mir zum Beispiel die Wundversorgung eines Unfallopfers besonders in Erinnerung geblieben. Sein Verband wurde nicht vollständig gewechselt, da er nicht genügend eigene Kompressen dabeihatte. So konnte die Weiterbehandlung erst am nächstes Tag erfolgen, als er neues Verbandsmaterial besorgt hatte.

Frau Paulina Gärtner übergit die Sachspenden an der Leiter des Regional Krankenhaus von Lomé

Da die Togolesen meist mehr große Familien mit starkem Zusammenhalt haben, legen dann alle etwas von ihrem Geld zusammen, um für die Behandlung des Verletzten Verwandten aufzukommen.

Aus der Familiensituation resultiert auch der zweite große Unterschied zum deutschen Krankenhausalltag: Um die Komplette Pflege, also das Waschen, Anziehen und zur Toilette bringen des Patienten und das leibliche Wohl, kümmern sich die Angehörigen. Nicht selten nächtigten Verwandte auf den Fluren, um ihren Kranken Familienangehörigen jederzeit zu Hilfe kommen zu können. Die Pfleger des Krankenhauses können sich deshalb durchgehend um die medizinische Versorgung der Patienten kümmern. Je nach Dienstplan waren sie auch im OP-Saal oder zum Blutabnehmen eingeteilt:

Da die Behandelnden Ärzte keine  Computer haben, ist jeder Patient verpflichtet, ein  Heftchen mitzubringen, in das der Arzt Befunde und Untersuchungen eintragen muss. So haben die weiterbehandelnden Ärzte auch die Möglichkeit, die Krankheitsgeschichte des Patienten zu überfliegen.

Schon vor Antritt der Reise hörte ich, dass es in Togo an vielen Medikamenten und medizinischen Apparaten mangelt. Jeder Pfleger und Arzt freute sich sehr über ein Fläschchen Desinfektionsmittel, das in Togo nur sehr schwer zu bekommen ist. Auch Patienten wären erleichtert, wenn sie die Handschuhe für Ihre Operation oder den Verbandswechselt nicht zahlen  mussten, sondern auf unsere in Deutschland gesammelten Spenden  zurückgreifen durften.

Erstaunt war ich, als es sogar im Klinikum zu einem Wasserausfall kam und es keine Notversorgung gab. Deshalb konnten zwei Tage lang keine Operationen stattfinden. Die Patienten bleiben aber gelassen und kamen einfach später für Ihre OP in das Krankenhaus zurück. Diese positive Einstellung der Togolesen hat mich besonders in diesen Augenblicken sehr beeindruckt. Anstatt sich aufzuregen nahmen sie das Unvermeidliche geduldig hin.

       

Ich arbeitete in der Traumatologie, wo die Behandlung von Wunden und Verletzungen im Vordergrund steht. Und davon gibt es allemal genug in Togo: Die meisten Togolesen können sich aus finanziellen Gründen, wenn überhaupt nur ein Motorrad leisten. Weil die Straßen schlecht ausgebaut sind, kommt es häufig zu Unfällen. Außerdem scheint es eine ungeschriebene Verkehrsregel zu geben, dass derjenige, der zuerst fährt und laut hupe Vorfahrt hat. Leider  funktioniert das nicht immer. Die Verkehrsteilnehmer tragen zudem oft nur  Sandalen, dünnen Bekleidung und keinem Helm. Die Station ist voll von Unfallopfern, die oftmals auch erst Wochen nach ihrem Unfall mit starken Entzündungen kommen. Die für sie hohen anfallendes kosten halten sie zuvor meist davon ab. So waren dort ganz andere Verletzungen zu sehen als die, die man hierzulande kennt, wenn Verwundete direkt einen Arzt aufsuchen und sich unverzüglich behandeln lassen können.  

Durch das Projekt hatte ich auch die Möglichkeit, Afrika hautnah mitzuerleben. An den Wochenenden machten wir die Ausflüge in das Nachbarland Benin und in den wunderschonen Norden Togos. Wir besuchten ein Gesundheitszentrum  von Lassa,  wo sich die  Mitarbeiter sehr über einige Sachspenden und Medikamente aus Deutschland treibe. Außerdem halt ich nachmittags in mehreren Kinderheimen. Der Besuch eines Dorfs für Leprakranke verdeutlichte mir wie wichtig die medizinische Aufklärung ist. Erkrankte nicht wie Aussätzige zu behandeln. Neben der medizinischen Hilfe, macht sich das Projekt auch für Waisenkinder, die Umwelt und Zukunftschancen für Benachteiligte stark. So ist zum Beispiel der Aufbau  eines Kinderheims in Lomé in Arbeit Dorf werden noch etwas 10.000 Euro für den Dachaufbau und die Möblierung benötigt. Bei Spenden ist sichergestellt, dass diese Komplett bei den Bedürftigen und Menschen mit Behinderungen ankommen.

Der Vorstandsvorsitzende, der gebürtige aus Togo stammt und in Marburg blebt und studiert, übergibt die Spenden bei seinen halbjährlichen Hilfseinsetzen persönlich.

Über jede Spende dankbar ist das Projekt West-Afrika (PWA) e.V. das über ein Konto bei der VOLKSBANK MITTELHESSEN; IBAN: DE76 5139 0000 0019 2274 05, verfügt.

Die Erlebnisse in Togo waren für mich eine große Bereicherung! Ich war Beeindruckt darüber, wie dankbar, positiv und freundlich die meisten Togolesen trotz der Widrigkeiten, Armut und Krankheiten waren. Trotz der Materialmangels und Wasserausfälle, ließen sich die Klinikumsangestellten nicht demotivieren und gaben Tag für Tag ihr Bestes, mit den begrenzten Mitteln Leben zu retten.

Durch meinen Aufenthalt habe ich Dinge, die mir hier alltäglich erscheinen, zu schätzen gelernt. Unser Gesundheitssystem, das es jedem ermöglicht, sofort behandelt zu werden, sehe ich nun mit anderen Augen. Außerdem habe ich viel von der Freundlichkeit, positiven Einstellung und Herzlichkeit der Menschen dort mitgenommen.

   

Spenden Übergabe an der Universitätskrankenhaus von Lomé